Hier möchte ich Ihnen ein Beispiel dafür geben, wie eine Bestandsaufnahme aussehen kann, so dass Sie anhand solcher Informationen und auch den anschaulichen Fotos besser entscheiden können, ob eine Komplettsanierung oder Reparaturen ausgeführt werden sollen.  Die hier nachfolgende Begutachtung, erstellt im September 2002 konnte Frau W. im Internet betrachten. Über einen sogenannten "Gatekeeper" ist es möglich nur dem Bauherrn oder auch Architekten mit einem Passwort Zugang zu den Fotos und Beurteilungen zu gewähren. Diese Methode wenden wir oft an, um vom Architekten z.B. fachmännischen Rat einzuholen, ohne das dieser zur Baustelle kommen muss.

Beispiel für die Begutachtung eines Daches

 Sehr geehrte Frau W....,

nachfolgend finden Sie eine ergänzte Zusammenstellung der Schwachpunkte des Daches ....-/......straße anhand von Fotos die bei gemeinsamen Begehungen erstellt wurden. Die Foto-Dateien sind zunächst hier im platzsparenden gif-Format enthalten und können natürlich in voller Größe (jpg-Format) bei Bedarf per Email gesendet werden. Bitte teilen Sie mir mit, welche Fotos ggf. in voller Dateigröße gesendet werden sollen. Die Betrachtung ist auf 1024x768 optimiert.
 
Die Steildächer zur Straße sind unterhalb der Grenze zur Mindestdachneigung für eine Betondachsteindeckung, wobei in Kehl- und Anschlussbereichen die Mindestdachneigung deutlich unterschritten wird. Im Großen und Ganzen wurde nicht fachgerecht ausgeführt, wobei hier vor allem die Anschlüsse zu aufgehenden Bauteilen und Dachfenstern mangelhaft sind. Auch der Mindestlüftungsquerschnitt für diese Deckung wird nicht eingehalten, bzw. die Abluftfunktion des Firstes ist nicht gewährleistet, weil die nicht diffusionsoffene Unterspannbahn (USB) dort geschlossen hinüberläuft. Das Dach weist keinerlei Dachsteinlüfter auf. Gerade Dachausbauten haben mit ihren erhöhten Dampfdruckvorkommen (Nutzungsfeuchte) immer wieder mit erheblichen Feuchteschäden zu rechnen, wenn nicht für ausreichende Hinterlüftung gesorgt wird (insbesondere Durchzugmöglichkeit zwischen Dämmung und USB).
  Firstanschluss / Firste nicht geklammert nur genagelt - keine Entlüftung zwischen Dämmung und USB - keine Lüfter - keine durchgehende Belüftungsebene über der USB.
   Die fünf nach links weisenden Pfeile zeigen auf Problemstellen der Hinterlüftung, wie auch der einzelne nach rechts weisende Pfeil. Unten: Keine Hinterlüftungseinführung an der Traufe (Lüftungsgitter im Dachkasten). Oben an der Gaube: Keine Hinterlüftungsmöglichkeit der Dämmstoffe im Flachdachbereich. Oben am Überhang-Anschluss Steildach-Flachdach: Kein Bleilappen am Überhangblech keine Lüftersteine.
Die Unterspannbahn wird hier nach unten in die Dämmung geführt anstatt auf die Konterlatte. Der Wandanschluss weist nicht überall die erforderliche seitliche Mindestüberdeckung auf.
 Brandmauer sollte verputzt, Wandanschluss erneuert und Hinterlasskehle des Schornsteins bis über den First geführt werden.
 Die Eindeckung an Dachfenstern ist mangelhaft und fachlich falsch ausgeführt worden (Pfeile nach links, auch im folgenden Foto).
  Putz bröckelt am Gesimsband der Schleppgaube. Die Eindeckung ist im Anschlussbereich ohne Lattung unter die Dachrinne gequetscht worden. Der Anschluss zum wenig geneigtem Steildach lässt keine Hinterlüftung zu (Pfeil nach rechts und Foto unten Pfeil nach oben).
Selbst die vertieften Kehlen (Pfeile nach unten/oben und nach links) bieten bei der flachen Steildachneigung kaum ausreichenden Schutz gegen getriebenes Wasser bei Wind und Regen.
  Die Unterspannbahn ist nicht fachgerecht ausgeführt. Die Belüftung an Kehlen ist schwierig auszuführen, aber möglich. Die Übergangskehle ist nicht vertieft ausgeführt.
  Der Anschlussbereich zum Nachbardach bedarf einer Kompletterneuerung. 
 Die Windfedern am Dachrandabschluss lassen sich schwierig abdichten und weisen nicht genügend Überdeckung zur darunter liegenden Wandbekleidung auf. Die Dachrinnen sind schadhaft.
  Die USB ist nicht vollständig. Die Dampfsperre ist eingerissen. Die Eindeckung am Fenster hat zu wenig Seitenüberdeckung. Das Dämmmaterial, Mineralwolle WLG 040 ist hier 120 oder 140mm stark, was nach Wärmeschutzverordnung 95 wahrscheinlich ausreichend ist, jedoch nach neuester EnEV 2002 verbessert werden könnte (k(u)-Wert-Berechnung ggf. erforderlich).
  Die Flachdachabdichtung hat sich von der Schalung gelöst (Beulen). Die Rinnenhalter sind verrostet. Die Dachrinne hat zur Ecke ein Kontergefälle. Die Dachfenster sind auf der USB-Ebene falsch ohne Hinterlasskehlen ausgeführt. Die Steildachtraufen haben keine Zuluftöffnungen, weder für die Lüftung über noch unter der USB.
  Reparaturarbeiten im Traufbereich können nur im Sicherheitsgeschirr und mit Dachdeckerfangschutz ausgeführt werden. Jedoch schadhaften Dachrinnen, Fallrohre und ggf. Traufkästen können ausschließlich nur mit Gerüst von der Straße aus ausgeführt werden.
 Die Sanierung des Daches und insbesondere die Herstellung eines funktionsfähigen Dachaufbaus bedingt die Arbeit an den Traufen um dort auch ausreichende Belüftungsquerschnitte zu gewährleisten.
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Dachdecker- und Klempnermeister Robert Stahl
GebäudeEnergieBerater